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Vortrag bei der Klassikwelt Bodensee

Heinz Erhardt hat einmal in seiner unnachahmlichen Art gesagt: „Das Leben kommt auf alle Fälle aus einer Zelle, doch manchmal endets auch – bei Strolchen – in einer solchen.“

Tatsache ist, dass das Leben irgendwann endet, ob uns das gefällt oder nicht. Was von uns bleibt, neben den menschlichen Erinnerungen und der Trauer der Hinterbliebenen, ist ein mehr oder weniger großes Erbe, das es zu verwalten und verteilen gilt.

Ein Teil dieses Erbes könnten Young- und Oldtimer sein, Autos, Motorräder, Traktoren, aber auch Werkstattausstattungen und Automobilia, also Schilder, Zapfsäulen – vielleicht umgebaut als Biertankstelle – und jede Menge dazugehörige Literatur und Fahrzeugpapiere.

Ich weiß, das ist ein ungewöhnliches und manchen unter Ihnen vielleicht auch unangenehmes Thema für einen Vortrag, aber der Tod gehört zum Leben wie der Reifenplatzer mit 20 Jahre alten Reifen zur rasanten Kurvenfahrt.

An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass ich auf das Gendern verzichte, um mir selber das Sprechen zu erleichtern und einen für Sie Alle verständlichen Sprachfluss zu erzeugen. Natürlich sind Damen, Herren und Sonstige angesprochen.

Immer öfter werde ich in meiner Tätigkeit als Auto-Concierge mit dem Thema „Oldtimer aus Verlassenschaften“ konfrontiert und erlebe Dinge, die absolut haarsträubend sind. Darum ist es mir ein Anliegen, dem Thema Raum zu geben, damit sowohl der Erblasser als auch die Erben geschützt sind.

Die Verwertung von Verlassenschaften ist in Deutschland und Österreich, wo ich herkomme, etwas unterschiedlich. Da wir hier auf einer Messe in Deutschland sind, lasse ich die österreichischen Feinheiten außen vor. Auch unsere Schweizer Gäste vergeben mir bitte die Fokussierung.

Ich steige hier an dem Punkt ein, an dem die persönlichen Erinnerungen ihren Platz gefunden haben und es für die Erben um die Verwertung einer Oldtimersammlung geht.
Haben wir uns als Besitzer von Oldtimern jemals die Frage gestellt, was unsere Nachkommen für eine Beziehung zu unserem Hobby haben? Fehlt ihnen das Verständnis, ist es ihnen einerlei oder teilen sie die Freude an dem alten Blech? In letzterem Fall ist die Chance groß, dass die Sammlung oder Teile davon weiterleben werden und das Erbe richtig eingeschätzt wird. Sollten die Erben das Material veräußern, wissen sie sich meist zu helfen. Trotzdem sollten Sie als Erblasser Vorsorge treffen, wenn z.B. mehrere Erben berechtigt sind, aber nur einer oder zwei Interesse an den Fahrzeugen haben. Regeln Sie das Erbe testamentarisch nach Ihrem Gutdünken oder nach Absprache mit der Familie. Machen Sie es zum Thema!

Wenn der Familie ihr Hobby einerlei ist, besteht die Gefahr, dass Ihre Pretiosen verramscht werden. Das gilt noch mehr bei fehlendem Verständnis. Mein Tipp: Hinterlegen Sie beim Testament aktuelle Gutachten in Kopie, nicht nur in den Fahrzeugunterlagen! Ich hatte einen Fall, wo der beste Freund des Erblassers der Witwe das Auto weit unter Preis abschwatzen wollten, weil es „eh nichts wert“ oder „praktisch unverkäuflich“ ist. Sichern Sie bitte Ihre Familie ab!

Ein weiteres Thema ist hier in Deutschland der Begriff bzw. die Kompetenz des Kfz-Sachverständigen. Es gibt einige Anbieter von Bewertungstools oder Plattformen, bei denen man sich ein Formular ausdrucken und eine Bewertung zu einem Fahrzeug machen kann. Ich habe im Zuge einer Erbschaftsregelung solche Gutachten gesehen, in denen der selbsternannte Kfz-Sachverständige Begriffe wie „Marktwert“ und „Wiederbeschaffungswert“ wild durcheinandergemischt hat. Wer den Unterschied kennt, wie Sie als kompetentes Publikum, weiß, welcher Schaden hier entstehen kann, wenn die Miterben von der Verwerterin ihren Anteil am Wiederbeschaffungswert haben wollen!

Wenn Sie also Erbe sind und keine Gutachten vorliegen, suchen Sie sich einen ausgebildeten und idealerweise nach DeutscherIndustrieNorm ISO zertifizierten Gutachter. Hier kann Ihnen der DGuSV: Deutscher Gutachter und Sachverständigen Verband weiterhelfen.

Brechen Sie als Erbe nichts übers Knie, auch wenn sie keine Ahnung von den alten Autos in der Scheune haben. Suchen Sie sich möglichst rasch neutrale Unterstützung (also eher nicht den besten Freund des Verstorbenen, wie vorhin erwähnt) und lassen sie die Fahrzeuge pflegen, damit diese ihren Wert behalten.

Für teure, hochwertige Sammlungen werden, da der Bedarf immer größer wird, Lösungen im Bereich von Stiftungen erarbeitet. Hierzu habe ich mich vor zwei Wochen am Concorso d’Eleganza Villa d’Este mit einem absoluten Profi aus der Schweiz ausgetauscht, der mit seinem Netzwerk kurz vor Fertigstellung einer sauberen internationalen Lösung steht, die weltweit angewandt werden kann.

Wenn Sie hierzu, aber auch zu ihrer ganz konkreten aktuellen Herausforderung Fragen haben, stehe ich gerne zur Verfügung.

Ich danke für Ihr Interesse und wünsche einen schönen Messebesuch.

Bei der Ausbildung zum Kfz-Sachverständigen handelt es sich um eine anrechnungsfähige Qualifizierungsmaßnahme für ein separates Antragsverfahren zur Personenzertifizierung gemäß DIN EN ISO/IEC 17024:2012

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